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Cola
Es ist schon erstaunlich wie viele Vorurteile es gegenüber Cola gibt und noch erstaunlicher, warum dieses sprudelnde Erfrischungsgetränk diese Menge von Legenden um sich versammelt. Ist es der Kult, ist es die Konnotation USA? Woran es auch liegt, dieses Buch setzt sich auf intelligente und höchst amüsante Weise mit den Vorurteilen über Cola auseinander.
Eine Cola ersetzt weder einen Kuraufenthalt in Sankt Peter-Ording - falls Sie privat versichert sind Davos - noch Kondome, gesunde Kinderfrühstücke, den Arztbesuch bei Magen-Darm-Grippe oder frisches Gemüse.
Aber wer noch weiß, wie eine Gurke von Innen aussieht, und wenigstens den Hinweg zu seinem örtlichen Getränkehändler joggt, der kann auch getrost die braune Brause trinken. In 60 min wissen Sie warum!
Inhaltsverzeichnis
Aufdrehen
1. Schluck
Cola macht dick.
2. Schluck
Cola enthält zu viel Zucker.
3. Schluck
Cola enthält mehr Zucker als Fruchtsäfte.
4. Schluck
Cola weist nicht verständlich aus, wie viel Zucker drin ist.
5. Schluck
Cola macht die Zähne kaputt.
6. Schluck
Cola raubt unserem Körper Vitamine und Mineralstoffe.
7. Schluck
Cola löscht den Durst nicht nachhaltig.
8. Schluck
Cola ist schädlich für Kinder, macht nervös und zappelig.
9. Schluck
Cola ist voller Chemie.
10. Schluck
Cola ist so aggressiv, dass sie rohes Fleisch auflöst.
11. Schluck
Cola ist als "Light" sogar noch ungesünder wegen der künstlichen Süßstoffe.
12. Schluck
Cola bringt zusammen mit Menthos den Magen zum explodieren.
13. Schluck
Cola macht süchtig.
14. Schluck
Cola ist eine Einstiegsdroge.
15. Schluck
Cola wird von globalen, profitgierigen Multis produziert.
16. Schluck
Cola ist ein weltweiter kultureller Gleichmacher.
17. Schluck
Cola ist nur brauchbar als Medizin bei Durchfall.
18. Schluck
Cola ist wenigstens ein gutes Verhütungsmittel.
Zudrehen
Leseprobe:
Aufdrehen.
Brause. Braune Brause.
Gibt es keine wichtigeren Themen?
Früher, aah, früher konnte man wenigstens Kopf und Kragen und jede Menge andere liebgewonnene Körperteile beim Streit darüber riskieren, ob die Erde eine Scheibe sei, ob man aus Blei Gold alchemieren könne und wer nun um wen kreise, die Sonne um uns oder wir um sie.
Jetzt, da wir wissen, dass wir um einen total unbedeutenden Stern links außen am Rand einer ebenso unbedeutenden Balkenspiralgalaxie durch jede Menge Nichts kreisen,
jetzt, wo jeder Grundschüler begriffen hat, dass man nicht nur aus Blei sondern auch aus Bauschutt aka Credit Default Swaps und Collaterized Mortgage Obligations Gold machen kann und dass das rückwärts fast noch besser funktioniert,
jetzt, wo sogar gläubige Kreationisten in den USA zugeben, dass die Erde eine Kugel ist, wenn auch eine, die pünktlich! am 23. Oktober 4004 v. Chr. erschaffen wurde (beim Datum sind die etwas unentspannt) –
jetzt also: Streiten über Cola?
Ja.
Und vielleicht ist das Thema gar nicht so banal, wie es scheint.
Bei der Frage „Wer kreist hier bitteschön um wen?“ ging es ja in Wahrheit um die Frage: „Sind wir Gottes geliebte Krone der Schöpfung oder bloß barfüßige Ex-Affen am Hintern der galaktischen Heide?“
Und bei der Frage: „Cola – darf man das trinken?“ geht es in Wahrheit um die Frage:
„Wer bestimmt denn, was wir dürfen?“
Dass diese Frage auch in unserer demokratischen Gesellschaft nach wie vor eine offene ist, hat der exorbitant erfolgreiche Feldzug gegen das Rauchen gerade bewiesen.
Und dass diese Frage wirklich wichtig ist, werden auch Nichtraucher und Cola-Belächler spätestens dann einsehen, wenn die EU als nächstes allen Kaffeemaschinen (kein Scherz!) an den Kragen geht.
Stimmt´s, Sie haben noch nie darüber nachgedacht, wie die Wärmeplatte, auf der Sie stundenlang ihren Fairtrade Biokaffee vergessen, unter brutalstmöglichem Stromverbrauch die Klima-Apokalypse herbeiheizt?
Sehen Sie.
Und wie lange glauben Sie eigentlich, hat in einer Welt, in der schon harmlose Glühbirnen den Weg aller Inquisitionsopfer gehen, die Currywurst noch zu leben? Der Kinderriegel? Das Kaminfeuer, vor dem Sie gerade Ihren Retriever kraulen?
Die Karawane der Gutmeinenden wird nach ihrem Triumph in der Tabak-Schlacht gnadenlos weiter ziehen, immer auf der Suche nach Gelegenheiten, die Welt, gefährdete Randgruppen oder wenigstens den eigenen Schreibtisch-Platz an der Sonne zu retten. Die Brüsseler „Rechtsvorschrift über Umsturzschutzvorrichtungen für land- und forstwirtschaftliche Zugmaschinen auf Rädern“, auch unbekannt unter dem Namen „Traktorsitz-Verordnung“ gibt da einen kleinen Vorgeschmack auf Kommendes.
Der Schlachtruf der Gutmeinenden lautet „Lifestyle-Regulierung“ und er wird nicht eher verklingen, bis uns auch bis ins Letzte erklärt und reguliert wurde, wie wir zu leben haben – und wie nicht.
Nur, dass Sie hinterher nicht sagen, keiner hätte Sie gewarnt…
Warum den selbsternannten Weltrettern so selten die Stirn geboten wird?
Weil es sich fatalerweise gegen Raucherbeine, dicke Kinder und – falls alle anderen Argumente nichts fruchten – den Klimawandel nur sehr unbequem argumentieren lässt. Gutmenschen sind ja vor allem, wenn nicht sogar überwiegend, nur gut darin, alle anderen schlecht aussehen zu lassen.
Was das alles mit Cola zu tun hat?
Das ist einfach.