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Jäger (6er-Pack)
Sind Jäger Mörder und Tierquäler, oder ist das Thema doch nicht so einfach? Geht man auf Jagd, um zu töten, oder tötet man, um gejagt zu haben, wie Ortega Y Gasset es postuliert. Ein tiefgründiges zu gleich unterhaltsames Buch, dass jenseits der üblichen Gemeinplätze den Leser klüger macht.
Vorurteil Nr. 1
Jäger sind Mörder.
Vorurteil Nr. 2
Jäger sind Tierquäler.
Vorurteil Nr. 3
Jäger töten nur, um ihren Jagdtrieb zu befriedigen.
Vorurteil Nr. 4
Jäger steigern sich in Bluträusche.
Vorurteil Nr. 5
Jäger sind primitiv.
Vorurteil Nr. 6
Jäger sind gestrige Herrenmenschen.
Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie ganz plötzlich den Ehrgeiz entwickeln, einen dicken Brummer mit der Fliegenklatsche zu erwischen? Stellt sich bei Ihnen dann nicht auch für Sekunden oder manchmal sogar Minuten so etwas wie Jagdfieber ein? Entwickeln Sie in diesen Momenten nicht sogar sportlichen Ehrgeiz und konzentrieren sich nur noch ganz auf das Erwischen des brummenden Störenfriedes? Das der Preis dieser Jagd immerhin der Tod einer Kreatur, der Fliegentod ist, haben Sie das dann nicht längst verdrängt?
Haben Sie schon einmal die zerquetschten Insekten auf der Windschutzscheibe und Kühlerhaube Ihres Wagens gezählt? Es können Tausende sein, die dort an einem Sommertag zum Beispiel auf der Fahrt von Hamburg nach München zermatscht werden. Dabei ist es übrigens egal, ob Sie eine Dienstfahrt unternommen haben oder aus purem Vergnügen gefahren sind.
Haben Sie schon einmal beim Verspeisen einer appetitlich servierten Maispoularde daran gedacht, dass sie eine von Millionen Hühnchen sein mag, die preiswert "hergestellt" wurde, um anschließend mit automatischen Messern in den Tod geschlitzt zu werden? Hühner, die in ihrem kurzen Leben nie die Sonne, nie einen Wurm, nur Kunstfutter, Medikamente und überfüllte, stinkende, laute Ställe haben sehen dürfen! Jedenfalls halten Sie dann nicht den fröhlichen Hahn auf der Gabel, der Sie vielleicht nett von der Menükarte aus angekräht hat. Den würden Sie vielleicht gar nicht bestellen, denn der wäre leicht doppelt so teuer wie sein Kollege aus der Geflügelfabrik.
Wussten Sie, dass mit jedem unserer Schritte auf einem Rasen unterschiedlichste, möglicherweise Hunderte Lebewesen erdrückt werden können? So ein Grillwochenende im Grünen oder ein Fußballspiel kann dann schon gewaltig viele Opfer bedeuten.
Jetzt denken Sie bitte nicht, Insekten- oder Hähnchenseelen seien weniger empfindsam als die von Rehen und Hasen! Immerhin weiß man heute, dass selbst das Erbmaterial einiger Fliegen zu 75 Prozent dem unseren entspricht! Anhänger des indischen Jainismus sollen sogar, um Leben zu bewahren, vor jedem Ihrer Schritte den Boden zu kehren haben. So exotisch dies auf uns wirkt: Die Erkenntnis, dass der Tod der Kreaturen in vielen Fällen wirklich stattfindet, und der Wunsch, ihn zu vermeiden, wird hier zumindest konsequent in die Tat umgesetzt.
Der alltägliche Tod der Kreaturen findet in all diesen Fällen für unsere Seelen unbewusst und "lautlos" statt. Meist liegt das Töten zeitlich weit zurück, wie beim Einkauf eines Steaks, einer Lederjacke oder neuer Schuhe.
Das Sterben dieser "Materiallieferanten" ist uns ebenso gleichgültig wie die Fliege, die wir gerade von der Frontscheibe abkratzen. Da ärgern wir uns nur darüber, wie schwer der Fleck abgeht, und vergessen, dass es echte Körperfette sind, gegen die wir anarbeiten. Wir erschlagen, überfahren, wir züchten und schlachten oder vergiften Wesen - eben wie es uns gerade passt. Und leider wird das immer so weiter gehen. Uns Menschen interessiert eben nur das wirklich, was uns selbst gerade als wichtig und notwendig erscheint. Und das ist meistens nicht die Existenz all dieser Kreaturen. Auch wenn wir die Fliege unbewusst erschlagen und für unsere Lederschuhe andere töten lassen. Aus der Sicht des jeweils betroffenen Lebewesens sind wir seine Killer. Und zwar jeder von uns.